Kunst im öffentlichen Raum in Basel
Ein Kunstspaziergang am Rhein
Die Kunst im öffentlichen Raum begegnet uns nicht nur auf Plätzen, bei Brunnen und an Kirchen – sie überrascht uns auch an unerwarteten Orten. Viel Spass beim Kunstspaziergang in Basel!
Werke des Kunstspaziergangs
Denkmal für einen verlorenen Handschuh (1998)
Der Kunstspaziergang entlang des Rheins startet direkt neben dem Kunstmuseum Basel | Gegenwart im St. Alban-Tal. Hier befindet sich ein ganz besonderes Denkmal; eines ohne Sockel, so klein, dass man es leicht übersieht. Ein roter, vermeintlich lederner Handschuh liegt halb verborgen auf kiesig-sandigem Boden. Der von Ilya Kabakov installierte Handschuh besteht aus Kunststoff und ist wetterfest. Um das unscheinbare Kleidungsstück stehen neun Chromstahltafeln im Halbrund. Die Texttafel erzählen Geschichten rund um das rote Fundstück und regen zu Gedankenspielen an. Das Denkmal in Basel bleibt dauerhaft bestehen, während temporäre Versionen davon bereits an verschiedenen Orten wie Paris, Lyon oder New York dazu eingeladen haben, über seine Botschaft nachzudenken.
Erfahren Sie mehr über das Werk Denkmal für einen verlorenen Handschuh in einem der Kurzfilme des Kulturprojekts «all around Basel | art in public spaces».
Basilisk (1880)
Weiter rheinabwärts empfängt uns am Kopf der Wettsteinbrücke auf der Grossbaselseite einer der ursprünglich vier riesigen Basilisken des Basler Bildhauers Ferdinand Schlöth. Der Basilisk ist ein stadtbekanntes Fabelwesen, halb Hahn und halb Schlange. In der Basler Stadtgeschichte taucht der Basilisk seit dem Mittelalter immer wieder auf und ist ein häufiges Element in der Architektur und im Kunstschaffen. Besonders zahlreich findet man ihn an den Basilisken-Brunnen, die über die ganze Stadt verteilt sind – heute existieren noch etwa 25 davon. Der Basilisk von Ferdinand Schlöth ist als Träger des Basler Wappens dargestellt und fungiert als Wächter der Wettsteinbrücke.
Brot teilen (2000)
Am anderen Ufer der Wettsteinbrücke erwartet Spazierende im Wettsteinpark eine rätselhafte Gestalt an einem Tisch mit Brot. Die Skulptur repräsentiert das «Gryffe-Mähli», einen Brauch der drei Kleinbasler Ehrengesellschaften zum Rebhaus, zur Hären und zum Greifen. Bei diesem Anlass handelt es sich um ein Mahl, das im Zeichen von Gemeinschaft und Geselligkeit steht. Dabei kommen Mitglieder einer Gesellschaft zusammen, um in festlichem Rahmen zu speisen, sich auszutauschen und die Basler Traditionen hochzuhalten. Der Name «Gryffe» bezieht sich auf die Wappenfigur Vogel Gryff, ein Mischwesen mit tiefem Bezug zur Basler Geschichte.
Helvetia auf Reisen (1980)

Bettina Eichin: Helvetia auf Reisen
Tafelinschrift: «Eines Tages verlässt Helvetia ein Zweifrankenstück, mischt sich unters Volk und unternimmt eine längere Reise. Unterwegs kommt sie auch nach Basel. Nach einem anstrengenden Gang durch die Stadt legt sie Mantel, Schild, Speer und Koffer ab, ruht sich auf einem Brückenpfeiler der Mittleren Rheinbrücke aus und blickt nachdenklich rheinabwärts…»
Auf der Kleinbasler Seite der Mittleren Brücke sitzt die Helvetia auf Reisen. Die Repräsentationsfigur der Schweiz hat sich von ihrer festen Prägung auf der Münze gelöst und sich auf Reisen begeben. Nach einer längeren Wanderschaft ruht sie sich auf einem Mauervorsprung aus. Speer, Koffer, Umhang und Schild mit dem Schweizer Kreuz hat sie neben sich abgelegt und schaut scheinbar nachdenklich flussabwärts. Die Künstlerin Bettina Eichin hat die überlebensgrosse Bronzeplastik nur wenige Jahre nach der Einführung des eidgenössischen Frauenstimmrechts geschaffen.
Erfahren Sie mehr über das Werk Helvetia auf Reisen in einem der Kurzfilme des Kulturprojekts «all around Basel | art in public spaces».
Amazone, Pferd führend (1926)
Überqueren wir die Mittlere Rheinbrücke, begegnen wir an der Schifflände der Amazone, Pferd führend. Die Skulptur ist das letzte Werk des Basler Bildhauers Carl Burckhardt vor seinem Tod. Wenn Sie nämlich genau hinschauen, entdecken Sie noch Arbeitsspuren des Gipsmodells, das erst drei Jahre nach Burckhardts Tod (1926) in Bronze gegossen wurde. Für die moderne Umsetzung des antiken Motivs hat sich der Künstler und passionierte Reiter eigens ein Pferd angeschafft.
Claudia ich liebe dich oder so 22/25 Uhr (2001)
An der Cargo Bar am St. Johanns-Rheinweg endet der Kunstspaziergang. Hier zeigt der Künstler Mark Handforth, dass eine Liebeserklärung Kunst sein kann. Die leuchtende Liebeserklärung «Claudia ich liebe Dich oder so 22/25 Uhr», inspiriert von einer an eine Mauer gekritzelten Liebesbotschaft, befindet sich seit 2001 am westlichen Pfeiler der Johanniterbrücke. Die Initiative für das Werk erfolgte im Rahmen von «Lokalzeit», einem Projekt für Kunst im Kontext. Ursprünglich als temporäre Installation geplant, wurde 2002 beschlossen, den Liebesschwur beizubehalten. Trotz des Schutzes durch die Brücke wird das Werk durch die Witterung beeinträchtigt, was teilweise zu Lichtausfällen führt.
Public-Art-Rundgang
Basel ist ein lebendiges Museum unter freiem Himmel – und es gibt noch viel mehr zu entdecken. 14 zusätzliche Arbeiten im öffentlichen Raum ergänzen den Kunstspaziergang und zeigen die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen in der Stadt. Von markanten Skulpturen über spannende Installationen bis hin zu eindrucksvollen Wandmalereien – jedes Werk des Public-Art-Rundgangs prägt den urbanen Raum auf besondere Weise.

Tinguely-Brunnen
-
Jean Tinguely: Tinguely-Brunnen
Starten Sie Ihren Public-Art-Rundgang am Theaterplatz, beim wohl prägendsten öffentlichen Kunstwerk der Stadt: dem Tinguely-Brunnen – auch Fasnachts-Brunnen genannt – von Jean Tinguely. Neun wasserspeiende Figuren bieten ein lustiges Schauspiel. Das kommt nicht von ungefähr: An exakt dieser Stelle stand früher die Bühne des alten Stadttheaters. Der 1977 eingeweihte Tinguely-Brunnen ist eine Hommage an die Schauspieler*innen und Tänzer*innen, die einst genau hier auftraten. Die Brunnenfiguren bestehen aus Teilen des abgerissenen Theaters. Besonders schön ist der Tinguely-Brunnen übrigens im Winter, wenn sich imposante Eisskulpturen über den Figuren bilden.
-
Richard Serra: Intersection
Nur wenige Schritte weiter, direkt vor dem Eingang des Theater Basel, befindet sich mit Richard Serras Intersection bereits das nächste Kunstwerk. Die massiven Segel aus Stahl sind nicht zu übersehen. Die Plastik war 1992 als Teil einer temporären Ausstellung geplant, anschliessend machte es eine private Vergabe der Öffentlichkeit zum Geschenk.
-
René Küng: Grosse Mondleiter
Direkt dahinter steht auch schon das nächste Werk: die Grosse Mondleiter des lokalen Künstlers René Küng. Gebogene Sprossen, wovon viele aus Ästen bestehen, zeichnen am Theaterdach vorbei einen Weg in Richtung Himmel. Die linear grafisch wirkende Skulptur wurde 1980 auf dem Theaterplatz aufgestellt.
-
Thomas Schütte: Drittes Tier
Seit 2020 bewacht die 3,5 Meter hohe Bronzeplastik Drittes Tier von Thomas Schütte den Platz vor dem Baloise Park und dem Mövenpick Hotel Basel. Das Fabelwesen aus verschiedenen Tieren schnaubt wie ein Drache.
-
Erik Steinbrecher: Landler und Polka
Im De-Wette-Park geht Ihr Kunstspaziergang weiter. Runde weisse Zäune umgeben hier Wildwuchs und Bäume. Was zunächst nicht nach Kunst aussieht, ist das Werk des Baslers Erik Steinbrecher. Landler und Polka entstanden 2008 im Rahmen der Neugestaltung des Parks.
-
Michael Grossert: Lieu dit
Ihr Weg führt weiter zur Heuwaage. Die bunte Skulptur Lieu dit des Basler Künstlers Michael Grossert wird Ihnen sofort auffallen. Eine Mischung aus Malerei und Bildhauerei, tektonischer und organischer Formen. 1976 war dies für Basel neu und provokant. Aber gleichzeitig steht die Skulptur auch für Freundschaft unter Künstlern. Als durch einen Vandalenakt kurz nach seiner Einweihung das Werk verwüstet wurde, bemalten Freunde den opulenten Körper ganz von Neuem.
Erfahren Sie mehr über das Werk Lieu dit in einem der Kurzfilme des Kulturprojekts «all around Basel | art in public spaces».
-
Marc Covo: Luege-Lose-Laufe
Spazieren Sie zurück zum Theater und biegen Sie links ab ins Theatergässlein in Richtung Birsig-Parkplatz. Eigentlich müsste man hier kopfüber an der Decke gehen – denn da befindet sich ein Fussgängerstreifen. Das Werk Luege-Lose-Laufe von Marc Covo bereichert die kleine Passage seit 1993.
-
Carl Burckhardt: Ritter Georg
Gehen Sie durch die Steinenvorstadt zum Barfüsserplatz und die Treppe hoch zum Gymnasium Leonhard. Am Treppenabsatz zum Kohlenberg sitzt auf hohem Sockel der nackte Ritter Georg auf seinem Pferd. Die elegante Bronzefigur von Carl Burckhardt wurde 1922 erschaffen und fällt mit der S-förmigen Silhouette schon von Weitem auf.
-
Peter Moilliet: Dr. Rudolf Riggenbach
Unweit davon entfernt befindet sich der Leonhardskirchplatz. Der Bildhauer Peter Moilliet hat hier dem Basler Denkmalpfleger und Kunstliebhaber Dr. Rudolf Riggenbach sein eigenes Denkmal gesetzt. Mit offenem Mantel und rauchendem Stumpen zieht die Skulptur des Stadtoriginals alle Blicke auf sich.
-
Hannes Vogel: Arion, Omar, Schwarzer Teufel, Silberpfeil
Arion, Omar, Schwarzer Teufel, Silberpfeil – diese klingenden Namen gehören Pferden aus der Weltliteratur. Sie sind in den Boden des nahegelegenen Rosshofs eingelassen, um an vergangene Zeiten zu erinnern. Ein Werk des Künstlers Hannes Vogel.
-
Alexander Zschokke: Lehrer und Schüler
Beim Kollegienhaus der Universität Basel am Petersplatz steht die Skulptur Lehrer und Schüler des Basler Bildhauers und Künstlers Alexander Zschokke. Sie erinnert an klassisch-antike Vorbilder und sakrale Plastiken des Mittelalters. Die überlebensgrosse Figur soll Disziplin, Wissenschaft und Würde ausdrücken. Werte, die die älteste Universität der Schweiz (gegründet 1460) noch heute verkörpert.
-
Samuel Buri: Gänseliesel
Wenn Sie in Grossbasel den Rheinsprung hochgehen, finden Sie auf der linken Seite an einer Wand ein weiteres Werk eines Basler Künstlers: Die Gänseliesel von Samuel Buri scheint irgendwie unvollendet. Die Wandmalerei sieht aus wie eine schwarz-weisse Bildvorlage, daneben die Utensilien des Malers auf einem Baugerüst. Die perfekte optische Täuschung.
-
Pablo Picasso: L’homme aux bras écartés
Spazieren Sie nun den Rheinsprung hinauf in Richtung Picassoplatz, wo die Skulptur L’homme aux bras écartés steht – eine wettertaugliche Version des Originalwerks von Pablo Picasso.
-
Jonathan Borofsky: Hammering Man
Wenn Sie sich dem Aeschenplatz nähern, sehen Sie schon von Weitem das wohl grösste und auffälligste aller Kunstwerke im öffentlichen Raum. Der Hammering Man von Jonathan Borofsky ist die letzte Station auf unserem Public-Art-Rundgang. In Endlosschlaufe verrichtet die riesige Skulptur hier ihre Arbeit: Drei bis vier langsame Hammerschläge pro Minute leistet der schwarze Riese aus Aluminium und Stahl.