Fasnacht & Kunst

Die künstlerische Dimension hat massgeblich zur Auszeichnung der Basler Fasnacht als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe beigetragen. Namhafte Künstler wie Jean Tinguely, Joseph Beuys und Urs Degen haben dazu einen bedeutenden Beitrag geleistet.
Basler Fasnacht 2018 Gaessle Mittwoch
© Fasnachtscomité

Verschiedene Künstler spielten eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung zur heutigen Basler Fasnacht, insbesondere bei der Bedeutung der sich jährlich wechselnden Sujets, die politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse aufgreifen. 

Gerade Jean Tinguely und seine «Kuttlebutzer» waren in ihrer Zeit die Künstler-Clique schlechthin. Oder aber Joseph Beuys, unter dessen Anleitung an der Fasnacht 1978 und im Jahr danach die Installation Feuerstätte II entstand. Auch in den Werken des Kleinbasler Künstlers Max Kämpf finden sich zahlreiche Sujets der Basler Fasnacht. Kämpf hat ausserdem in den 1960er-Jahren für die Kuttlebutzer Laternen, Larven und Kostüme kreiert. Der Basler Urs Degen dagegen ist seit Jahren für seine fahrenden Kunstwerke an der Fasnacht bekannt – er ist der gefragteste Laternenmaler der Stadt.   

Die wichtigsten Fasnachtskünstler

Jean Tinguely

Jean Tinguely ist ein Hauptvertreter der kinetischen Kunst. Die Jugend verbringt Jean Tinguely in Basel, wo er 1941 eine Lehre als Dekorateur beim Warenhaus Globus beginnt und nach kurzer Zeit wegen Missachtung der Hausordnung entlassen wird. Danach besucht er Abendkurse an der Basler Kunstgewerbeschule. 

Jean Tinguely war während fast 20 Jahren bei der Fasnachtsclique Kuttlebutzer tätig. Sie prägten von 1957 bis 1999 mit ihrer Kreativität und ihrem Nonkonformismus die Basler Fasnacht. Die Kuttlebutzer lehnten sich permanent gegen das organisierte Fasnachtscomité auf und veranstalteten spektakuläre Aktionen. Er entwarf mehrere Fasnachtszüge seiner Clique. Die Haltung der Kuttlebutzer, sich gegen Unterdrückung der Meinungs- und Kunstfreiheit zu wehren, wurde Programm und prägte noch manch spätere Sujets.  

Joseph Beuys

© Pro Litteris, Zürich

Das Werk von Joseph Beuys war eine ständige Auseinandersetzung mit Themen wie Humanismus, Ökologie, Soziologie und insbesondere Anthroposophie.  

Im Kunstmuseum Basel sind mehrere Werke von Beuys in der Sammlung vertreten. 1969 zeigte das Kunstmuseum Basel die erste Einzelausstellung von Joseph Beuys (1921–1986) in der Schweiz. 1977 erwarb das Museum das 1974 entstandene Werk THE HEARTH (Feuerstätte). Presse und Öffentlichkeit beachteten und diskutierten dieses Engagement intensiv.  

Insbesondere die Basler Fasnacht bot ein Ventil, um dem Unverständnis auf ironische Weise Luft zu machen. Zwei kunstaffine Mitglieder der Clique Alti Richtig, die heute international bekannten Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron, luden Beuys ein, aktiv an der Fasnacht 1978 teilzunehmen. Auf Vorschlag von Beuys trug die Clique ein Kostüm aus Filz. An der Fasnacht 1978 entstand unter Anleitung des Künstlers die Installation Feuerstätte II. 

Urs Degen

Urs «Däge» Degen (geb. 6.7.1953) wohnt und arbeitet in Basel. Er ist mit grosser Leidenschaft Buchillustrator und Herausgeber von zahlreichen Publikationen.  

Seit über 50 Jahren malt er für diverse Fasnachtscliquen jeweils die Basler «Fasnachts-Lampe». Er ist dieser Maltradition verpflichtet und bietet darum auch Kurse in dieser weltweit einzigartigen Maltechnik an.  

Fasnachtsausstellung im Museum der Kulturen

Ausstellung; Fasnacht; Fasnachtsausstellung

Fasnachtsausstellung © Museum der Kulturen Basel

In historischen Räumen präsentiert das Museum einen bunten Querschnitt durch die weltberühmte Basler Fasnacht – von Kostümen, Laternen, Larven und Musikinstrumenten über historische Dokumente bis hin zur nachgebildeten «Fasnachtsbeiz». Eine Multimedia-Station gibt zusätzlich lebendige Einblicke in das fasnächtliche Treiben.

Öffnungszeiten der Ausstellung während der Fasnachtswoche: Do–Sa 13.00–17.00 Uhr, So 11.00–17.00 Uhr

Laternenausstellung auf dem Münsterplatz

Basler Fasnacht 2019 Laternenausstellung
© Fasnachtscomité

Ein Publikumsmagnet während der Basler Fasnacht ist die Laternenausstellung. 

Die über 200 Laternen, auf welchen die unzähligen Sujets persifliert, karikiert und mit Mundart-Versen ergänzt dargestellt sind, werden am Morgenstreich, sowie am Cortège am Montag- und Mittwochnachmittag als leuchtende «Pièces de résistance» mitgeführt. 

Im Verlauf des Montagabends bringen die Cliquen ihre Laternen auf den Münsterplatz. Dort entsteht ab spätestens 19.00 Uhr für die Zeit bis Mittwochmorgen die wohl grösste temporäre Open-Air-Kunstausstellung weltweit. 

Es herrscht eine magische Stimmung, wenn die Laternen an den beiden Abenden beleuchtet werden und Fasnächtler*innen und Publikum die grossen und kleinen vergänglichen Kunstwerke bewundern und bis ins Detail studieren. 

Tipp: Am Sonntagabend ab ca. 18.00 bis ca. 21.00 Uhr findet das «Laterneneinpfeifen» in der Stadt statt. Die noch verhüllten Laternen werden dabei von den Ateliers an den Abmarschort in der Innerstadt gebracht. 

Jean Tinguelys Fasnachts-Brunnen

Tinguely Brunnen
© Basel Tourismus

Wo früher die Bühne des alten Stadttheaters stand, hat Jean Tinguely 1977 verspielte Maschinenskulpturen in ein Wasserbecken gestellt und Basel damit ein neues Wahrzeichen geschenkt, das auch als Tinguely-Brunnen bekannt ist. 

Der Schweizer Künstler liess ein seichtes Brunnenbecken mit schwarzem Asphalt ausgiessen, um darin mit Schwachstrom betriebene, wasserspeiende Figuren zu platzieren. Diese zehn eisernen Eminenzen befinden sich in stetiger Bewegung und im Gespräch miteinander, wie die Mimen, Schauspieler und Tänzer, die einst an genau dieser Stelle agierten. 

Fasnacht im Museum Tinguely

Shooting Sommer/Herbst Julien Mayer
© Basel Tourismus

Das Museum Tinguely liegt direkt am Rhein und wurde vom Tessiner Architekten Mario Botta entworfen und 1996 eröffnet. Es beherbergt die grösste Werksammlung von Jean Tinguely (1925–1991), einem der innovativsten und wichtigsten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts.

In der Sammlungspräsentation des Museum Tinguely finden sich Fasnachtslarven unter den Ausstellungsstücken.

Fasnacht im Kunstmuseum Basel

Schweiz. ganz natuerlich.Im Innenhof des Hauptbaus des Kunstmuseums Basel.Switzerland. get natural. In the courtyard of the main building of the Kunstmuseum Basel.Suisse. tout naturellement. Dans la cour du batiment principal du Kunstmuseum de Bale.Copyright by: Switzerland Tourism - By-Line: swiss-image.ch/Lauschsicht

Innenhof des Hauptbaus des Kunstmuseums Basel © Schweiz Tourismus

Das Kunstmuseum Basel gehört zu den renommiertesten Museen der Welt. Seine hochkarätige Sammlung – die erste öffentlich zugängliche Kunstsammlung überhaupt – und seine international beachteten Ausstellungen bieten unvergessliche Kunsterlebnisse.

Das Museum lädt an drei Standorten zu einer Reise durch die Kunstgeschichte vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart ein. Unter den über 300 000 Werken der Sammlung befinden sich Kunst von Hans Holbein, Rembrandt, Paul Cézanne, Claude Monet, Vincent Van Gogh, Pablo Picasso, Sophie Taeuber-Arp und Andy Warhol.  

Die Sammlungspräsentationen, die wechselnden Ausstellungen und das grosse Angebot an Programmen bieten dem Publikum vielschichtige Zugänge zur Kunst.

Das Basler Beuys-Konvolut (Feuerstätte I und II) ist im Kunstmuseum Basel | Neubau dauerhaft im 1. Obergeschoss ausgestellt.

Hinweis: Das Kunstmuseum Basel ist während der Basler Fasnacht geschlossen.

Street-Art-Korridor «Die drey scheenschte Dääg»

Drei Generationen Kunstschaffende machten sich zum Ziel, alles zu verewigen, was die Basler Fasnacht ausmacht. Die Unterführung (Ecke Wettsteinallee / Schwarzwaldallee), die bis anhin grau und abstossend daherkam, erstrahlt jetzt im farbigen Glanze der Basler Fasnachtskultur. 

Die Künstler bleiben anonym, geben aber ihre allfällige Cliquenzugehörigkeit preis. Die Fasnachtsgesellschaft Olympia 1908, die Basler Zepf Ziiri, die Breo Alti Garde, der Breo Stammverein, die Waageclique Siirmel Waggis, die Rhyschnooge 1930, der Schnurebegge Stamm und die Basler Dybli Jungi Garde sind vertreten. 

Laternenatelier «Däge»

Für den Besuch des Ateliers und die Teilnahme an einem Malkurs ist eine Anmeldung im Voraus bei Urs Degen erforderlich.

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