Zwischen Tiefsee und Tiefgang – Julian Charrières Unterwasserwelt

«This is Basel» – der Kunst- und Architekturpodcast mit Selma & Sophie.
In der 13. Folge widmen sich die beiden Hosts der Ausstellung «Midnight Zone» von Julian Charrière im Museum Tinguely.

Hosts: Selma Alihodžić und Sophie Mercedes Lardon 
Produktion: Tonton GmbH 

Noch bis am 2. November 2025 zeigt das Museum Tinguely die Ausstellung «Julian Charrière. Midnight Zone». Selma und Sophie tauchen im Gespräch gemeinsam mit Roland Wetzel, Kunsthistoriker und seit 2009 Direktor des Museums, in die Midnight Zone ab – die unterseeische Tiefenzone zwischen 1000 und 3000 Metern unter dem Meeresspiegel, die zugleich die grösste Ökosphäre der Welt ist.

Midnight Zone – Julian Charrière
© 2025 ProLitteris, Zürich; Julian Charrière

Dem konzeptuellen Künstler Julian Charrière dienen ökologische Fragestellungen und Themen des Klimawandels als zentrale Ausgangspunkte für seine Werke. Ebenso bedeutsam sind ihm jedoch die ästhetische Dimension und die Möglichkeit, durch Kunst Ausdrucksformen hervorzubringen, die über das hinausgehen, was mit Text allein vermittelbar ist. 

«Er sieht die Schönheit der Welt und versucht, uns diese zu vermitteln. Es geht darum, uns für eine fremde Welt einzunehmen und uns dazu zu bringen, weiter darüber nachzudenken.» Roland Wetzel

Julian Charrière möchte insbesondere verdeutlichen, wie eng Mensch und Umwelt miteinander verflochten sind und wie sehr sie sich gegenseitig beeinflussen. So eröffnet er mit «Midnight Zone» ein Bewusstsein für die Unterwasserwelt, die unseren Sinnen sonst verborgen ist. «Er sieht die Schönheit der Welt und versucht, uns diese zu vermitteln. Es geht darum, uns für eine fremde Welt einzunehmen und uns dazu zu bringen, weiter darüber nachzudenken», sagt Roland Wetzel, der die Ausstellung gemeinsam mit Tabea Panizzi kuratiert hat.

Abtauchen in die Midnight Zone

Durch die immersive Gestaltung der Ausstellung gelingt es dem Künstler, die Besucher*innen unmittelbar in seinen Bann zu ziehen. Man verliert sich förmlich in den verschiedenen Räumen und lässt sich von der Atmosphäre mitreissen. «Die Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk aus einzelnen Werken, die je für sich selbst stehen, die aber einen Parcours ermöglichen, in den man eintauchen kann», erläutert Roland Wetzel.

«Die Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk aus einzelnen Werken, die je für sich selbst stehen, die aber einen Parcours ermöglichen, in den man eintauchen kann.» Roland Wetzel

Die Architektur des Museums unterstützt dieses Erlebnis: Es gibt Räume, die alle Sinne ansprechen und ganz unterschiedliche Eindrücke vermitteln. Beim Rundgang taucht man Schritt für Schritt tiefer in die Midnight Zone ein und wird am Ende wieder an die Oberfläche zurückgeführt.

In seiner umfassenden Einzelausstellung im Museum Tinguely zeigt er Fotografien, Skulpturen, Installationen und neue Videoarbeiten, die sich mit unserer Beziehung zur Erde als Wasserwelt auseinandersetzen – einem Element, das in Form von Meeren, Seen und Eisflächen den grössten Teil unseres Planeten bedeckt. Diese Lebensräume bieten unzähligen Organismen eine Heimat und bilden komplexe, zirkuläre Ökosysteme, die für das Gleichgewicht unseres Klimas von zentraler Bedeutung sind.

Die Ausstellung «Julian Charrière. Midnight Zone» ist eine Kooperation des Museum Tinguely mit dem Kunstmuseum Wolfsburg.

Der Künstler Julian Charrière 

Julian Charrière

Julian Charrière © Julian Charrière

Julian Charrière ist ein französisch-schweizerischer Künstler, der in Berlin lebt und arbeitet. Er erforscht Vorstellungen von Natur und deren Wandel sowohl über geologische Tiefenzeit als auch über die menschliche Geschichte hinweg. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit drängenden ökologischen Fragestellungen und entstehen häufig aus Feldforschungen an entlegenen Orten mit ausgeprägter geophysikalischer Identität, wie etwa Vulkane, Eisfelder, Ölpalmenplantagen sowie Unterwasser- und radioaktive Stätten. Eine fortlaufende Auseinandersetzung mit dem Mythos und der Politik der Erforschung im Zeitalter der Globalisierung steht im Zentrum seines Schaffens. Julian Charrière arbeitet medien- und konzeptübergreifend und kooperiert regelmässig mit Komponist*innen, Wissenschaftler*innen, Ingenieur*innen, Kunsthistoriker*innen und Philosoph*innen. Seine Werke provozieren oft und laden zu einer kritischen Reflexion über kulturelle Traditionen der Wahrnehmung, Darstellung und Auseinandersetzung mit der natürlichen Welt ein.

Das Museum Tinguely

Museum_Tinguely_Roche_Türme

Julian Charrière © Museum Tinguely

Das Museum Tinguely am Rhein, entworfen vom Tessiner Architekten Mario Botta und 1996 eröffnet, beherbergt die grösste Sammlung von Werken Jean Tinguelys – einem der wichtigsten und innovativsten Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts. Besucher*innen erleben hier ein interaktives Museum, in dem Kunst auf spielerische Weise alle Sinne anspricht. Die Dauerausstellung gibt einen umfassenden Einblick in vier Jahrzehnte von Tinguelys Schaffen, von filigranen Reliefs bis zu monumentalen Maschinenskulpturen. Ergänzt wird das Programm durch abwechslungsreiche Sonderausstellungen und Veranstaltungen, die den Dialog mit anderen Künstler*innen und Kunstformen fördern.

«Als Besucherin erlebe ich das Museum als einen offenen, lebendigen für Kunst, aber auch für Austausch und kreative Auseinandersetzung – bewusst jenseits des kommerziellen Mainstreams.» Selma Alihodžić

Kontaktieren Sie Selma & Sophie

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