Bauen, Bespielen, Beleben – Das Dreispitz-Areal als Public Space

«This is Basel» – der Kunst- und Architekturpodcast mit Selma & Sophie.
In der elften Folge widmen sich die beiden Hosts dem Dreispitz-Areal.

Hosts: Selma Alihodžić und Sophie Mercedes Lardon 
Produktion: Tonton GmbH 

Basel ist eine Stadt der vielfältigen Quartiere – jedes mit eigenem Charakter. Besonders spannend ist das Dreispitz-Areal im Süden der Stadt, das mit seinem rauen Industriecharme und dem Wandel vom Gewerbegebiet zum urbanen Lebensraum auffällt.

Was früher ein geschlossenes Areal für Lagerhallen und Industrie war, entwickelt sich heute zu einem offenen Raum für Wohnen, Bildung, Freizeit und Arbeit. Unsere Podcast-Hosts Selma und Sophie werfen einen genaueren Blick auf das Quartier. Sie sprechen darüber, wie sich der Dreispitz in den letzten Jahrzehnten verändert hat, welche architektonischen Highlights das Areal prägen und wie sich Kunst und Architektur hier auf innovative Weise begegnen.

Im Zentrum dieser Folge steht das Projekt «Gleispool Dreispitz» – eine geplante 100-Meter-Schwimmbahn inmitten ehemaliger Infrastruktur des Areals. Der Gleispool befindet sich derzeit im Vorprojektstadium, ein definitiver Entscheid zur Realisierung steht noch aus. Hinter dem Projekt stehen die Architekten Noël Picco und Lukas Stadelmann, die unter dem Namen Malheur&Fortuna bestehende Strukturen neu denken und in lebenswerte Räume verwandeln.

Grosszügig unterstützt wird die Transformation des Dreispitz-Areals von der Christoph Merian Stiftung.

Transformation eines Industrieareals

Luftbild

Luftbild des Dreispitz-Areals

In den vergangenen Jahren hat sich das Dreispitz-Areal grundlegend gewandelt. Architekturbüros haben hier bereits spannende Projekte umgesetzt und dem Areal ein neues Gesicht verliehen. Mit dem Umzug der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW auf das Areal im Jahr 2014 wurde ein wichtiger Impuls gesetzt. In unmittelbarer Nachbarschaft folgten mit dem Kunsthaus Baselland und dem HEK (Haus der Elektronischen Künste) zwei bedeutende Institutionen der zeitgenössischen Kunst.

Auch das Transitlager, ein ehemaliges Lagergebäude, wurde transformiert – heute ist es ein architektonisches Highlight mit Wohn-, Büro- und Veranstaltungsnutzung. Der Dreispitz steht damit exemplarisch für die Umnutzung industrieller Infrastruktur in lebendige, vielfältige Stadträume.

«Das Dreispitz-Areal ist wie ein Labor für den Rest der Stadt. Man kann da vieles sehen, was wahrscheinlich dann an anderen Standorten auch kommen wird.» Lukas Stadelmann

Doch der Wandel des Dreispitz-Areals ist noch lange nicht abgeschlossen. Über das gesamte Areal hinweg entstehen neue Orte der Belebung – teils durch spektakuläre Neubauten, etwa im Dreispitz Nord, teils durch die kreative Umnutzung bestehender Strukturen. Ein Beispiel dafür ist der Gleispool – ein Pionierprojekt, das dort ansetzt, wo früher Güterzüge verladen wurden.

«Es ist ein überraschendes Areal, hat eine stete Transformation. Es wird sehr sanft entwickelt [...] und es ist wahnsinnig schön durchmischt.» Noël Picco

Gleispool Dreispitz

Gleispool Dreispitz

Auf dem Dreispitz-Areal entsteht die erste 100-Meter-Schwimmbahn der Schweiz.

Die Zugangsrampe des Eisenbahnverkehrs verband die Bahnlinie zwischen dem Dreispitz und den Merian-Gärten mit den Verladeanlagen im südlichen Teil des Industriequartiers. In den 1990er-Jahren gebaut, entlastete sie den nördlichen Zugang des Dreispitzes und leitete erste Nutzungsverlagerungen auf dem Areal ein. Mit der späteren Umnutzung des Freilager-Platzes und des Transitlagers wurden die Verladerampen überflüssig und konnten abgebrochen werden. Dies ermöglichte nicht nur eine befreiende Umgestaltung des Platzes, sondern führte auch zur markanten Form hinter dem Transitlager – sie bildet heute die Grundlage für den Gleispool.

Weniger als 30 Jahre nach Eröffnung verliess der letzte Güterzug das Dreispitz-Gelände. Doch die Infrastruktur blieb. Aus Rampensteigungen, Wendekreisen, Sicherheitszonen und Gleisen wird nun eine neue Geschichte geschrieben – eine, in der Wasser, Pflanzen und Menschen im Mittelpunkt stehen. 

Das natürliche Gefälle der ehemaligen Rampe ermöglicht eine Abfolge aus Planschbecken, Reinigungszonen und der ersten 100-Meter-Schwimmbahn der Schweiz. Rundherum entstehen schattige Liegewiesen, üppige Begrünung und intelligente Wasserkreisläufe, die das Quartier kühlen und beleben.

Der Gleispool ist dabei mehr als eine Badeanlage: Der Naturpool zeigt, wie nachhaltige Transformation konkret aussehen kann. Er nutzt das Bestehende, denkt es weiter – und macht Lust auf das, was der südliche Dreispitz noch werden kann. Ein Ort, an dem neue Ideen Wurzeln schlagen.

Die Köpfe hinter dem Projekt «Gleispool Dreispitz» 

Hinter dem Projekt «Gleispool Dreispitz» stehen die Architekten Noël Picco und Lukas Stadelmann. Unter dem Namen Malheur&Fortuna entwickeln sie räumliche Projekte, die Potenziale in oft übersehenen Infrastrukturen wie Verkehrs- und Logistiksystemen, Industriearealen oder technischen Bauten sichtbar und nutzbar machen.

Mit Erfahrung in Arealentwicklungen, Bebauungsplänen sowie der Umsetzung von Bauten im Bestand – ebenso wie im Einsatz digitaler Methoden zur Wiederverwendung von Bauteilen – arbeiten sie gemeinsam mit einem interdisziplinären Netzwerk daran, neue Gestaltungsräume zu erschliessen.

Kunstprojekte auf dem Dreispitz-Areal

A band of floating mushrooms von Monica Studer und Christoph van den Berg 
Auf dem Dach des Hauses der Elektronischen Künste (HEK) stehen ineinander verschlungene Aluminiumpilze – eine Klangskulptur, die als Metapher für den urbanen Wandel dient. Die pilzartigen Formen sind am Stielansatz wie eine Band zusammengeschlossen und über ein Kabel mit einem Server verbunden, der fortlaufend Datenströme einspeist. Der entstehende Sound kann im Museum über Kopfhörer wahrgenommen werden. 

Eine Fortsetzung dieses Kunstprojekts ist unter dem Namen be one of us in der Basler Innenstadt erlebbar. be one of us ist Teil von insgesamt elf Augmented Reality Kunstwerken, die mittels der kostenlosen ARTour App im Zentrum von Basel entdeckt werden können.

Remotewords von Achim Mohné & Uta Kopp 
Remotewords bringt Botschaften auf Hausdächer – sichtbar nur aus der Luft, aber durch aktualisierte Satellitenbilder weltweit über Google Earth zugänglich. Auch das Vordach des Hauses der Elektronischen Künste (HEK) trägt eine solche Nachricht: das Zitat «BILD≠Kunst» des Kunsthistorikers Hans Ulrich Reck. Zur Eröffnung des HEK im November 2014 machte eine Drohne den Schriftzug per Live-Stream sichtbar. Inzwischen wurde das Bildmaterial von Google aktualisiert – und die Botschaft ist nun auch dort dauerhaft zu sehen. 

Appearing Rooms von Jeppe Hein  
Appearing Rooms markierte 2023 den Auftakt der Initiative PUBLIC ART@FREILAGER-PLATZ. Das temporäre Wasserspiel verwandelte den Freilager-Platz in einen lebendigen Ort der Begegnung und setzte ein starkes Zeichen für die künstlerische Belebung des Quartiers. 

Die Initiative ist ein gemeinsames Projekt der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel (Fachhochschule Nordwestschweiz), dem Haus der Elektronischen Künste, dem Kunsthaus Baselland sowie der Interessensgemeinschaft Freilager-Platz. 

Mit jährlich wechselnden, öffentlich zugänglichen Kunstwerken soll der Freilager-Platz langfristig belebt und die Nachbarschaft gestärkt werden.

Christoph Merian Stiftung

Die Christoph Merian Stiftung treibt die Transformation des Dreispitzareals massgeblich voran – sowohl im Norden als auch im Süden. Als Eigentümerin entwickelt sie das ehemalige Industriegebiet Schritt für Schritt zu einem offenen, gemischten Stadtquartier mit Wohnraum, Gewerbe, Kultur und öffentlichem Raum. Dabei setzt sie auf innovative Planung, nachhaltige Entwicklung und die Zusammenarbeit mit Partnern aus Stadt, Architektur und Zivilgesellschaft.

Buchtipp: «Vision Dreispitz – Eine städtebauliche Studie», erschienen im Christoph Merian Verlag

Kontaktieren Sie Selma & Sophie

Haben Sie Fragen, Ergänzungen, Wünsche oder Anregungen zum Podcast? Dann melden Sie sich gerne bei unseren Podcasterinnen per E-Mail an [email protected].

Weitere Folgen

Matisse – Einladung zur Reise

Selma und Sophie sprechen mit Senior Curator Dr. Raphaël Bouvier über die Reisen von Henri Matisse und wie diese seinen Schaffensprozess massgeblich prägten.

Folge 8 hören

Vitra – Die Kunst des Designs

Gemeinsam mit Dr. Mateo Kries nähern sich Selma und Sophie dem Thema Design und geben spannende Einblicke in die Entwicklung des Vitra Campus und des Vitra Design Museums.

Folge 9 hören

Die Stadt von morgen

Selma und Sophie sprechen mit der Zukunftsforscherin und Innovationsexpertin Senem Wicki auf dem Franck Areal über die städtebauliche Entwicklung der Stadt Basel.

Folge 10 hören