When We See Us
In der sechsten Folge (auf Englisch) sprechen die beiden Hosts mit den Kuratorinnen Koyo Kouoh und Tandazani Dhlakama sowie der Leiterin des Kunstmuseums Basel | Gegenwart Maja Wismer über die Ausstellung «When We See Us».
Technische Realisation: Tonton GmbH
Postproduktion: Martina Weber und Jochen Dreier
Die Ausstellung
Das Kunstmuseum Basel | Gegenwart zeigt noch bis am 24. Oktober 2024 die Ausstellung «When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei».
Mit der Ausstellung präsentiert das Museum ein Kaleidoskop der Schwarzen figurativen Malerei der letzten hundert Jahre. Die Ausstellung im Haus Gegenwart ist eine Übernahme aus dem Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt und vereint über 150 Gemälde von rund 120 Künstler*innen, von denen die meisten noch nie in der Schweiz zu sehen waren. Ihr Fokus liegt auf der Kraft und politischen Dimension von «Black Joy».
«The entire show is premised on black joy, which in itself is a very loaded political reach, a space of imagining and being as a black people in the world.»
Koyo Kouoh
Der Titel der Ausstellung ist inspiriert von der Netflix-Miniserie «When They See Us» (2019). Die US-amerikanische Regisseurin Ava DuVernay thematisiert darin, wie unschuldige Schwarze Jugendliche von der weissen Gesellschaft pauschal als potenzielle Verbrecher*innen und damit als Bedrohung gesehen werden.
«It is white racism that established that narrative, so we don't have to own it.»
Koyo Kouoh
Der Wechsel von «They» zu «We» steht für eine Umkehr der Perspektive und bietet so Raum für die eigene Wahrnehmung. Die Sichtweisen der Künstler*innen rücken ins Zentrum und legen offen, wie das Leben von Schwarzen von anderen immer wieder in einer Weise dargestellt wurde, die verzerrt und falsch ist.
«When We See Us» ist das Resultat einer intensiven Recherche des Teams um Koyo Kouoh, Direktorin und leitende Kuratorin des Zeitz MOCAA in Kapstadt. Das weltweit grösste Museum für afrikanische Gegenwartskunst zeigte die umfassende Schau von November 2022 bis September 2023. Sie steht für ein neues Selbstverständnis und für die Selbstermächtigung Schwarzer Künstler*innen, die nach Jahrhunderten eines weiss dominierten Kunstkanons die eigene Kunstgeschichte schreiben.
«What <When We See Us> tries to do is to celebrate the black experience and show artists from all around the world.»
Tandazani Dhlakama
Im Kunstmuseum Basel schliesst sie an eine Reihe von monografischen Ausstellungen von afroamerikanischen Künstler*innen an, namentlich Theaster Gates, Sam Gilliam, Kara Walker und zuletzt Carrie Mae Weems. Diese Ausstellungen und viele andere thematisierten «Blackness» weltweit vor allem mit Blick auf Traumata und Aspekte des Kolonialismus. «When We See Us» fokussiert dagegen laut den Kuratorinnen Koyo Kouoh und Tandazani Dhlakama auf das Alltägliche sowie die «Kraft der Freude» und durchbricht so die Stereotypen von Rassismus, Gewalt oder Krisen. Die Ausstellung soll den Menschen eine neue Blickweise bieten, die feierlich, kraftvoll und würdevoll ist.
«It's about pleasure and feeling comfortable in your own skin.»
Tandazani Dhlakama
Sechs Kapitel des Alltags
Die über 150 Kunstwerke werden in sechs Kapitel eingeteilt. Sie tragen die Titel Alltag, Freude und Ausgelassenheit, Ruhe, Sinnlichkeit, Spiritualität sowie Triumph und Emanzipation. Die Räume sind weder chronologisch noch nach Herkunftsland oder Arbeitsort der Künstler*innen eingerichtet.
Die Gliederung in diese universellen Bereiche zeigt zum ersten Mal auch, dass Künstler*innen an unterschiedlichen Orten Afrikas und in der afrikanischen Diaspora zu denselben Themen gearbeitet haben.
«When We See Us» bespielt das gesamte Kunstmuseum Basel | Gegenwart. Wie im Zeitz MOCAA verantwortet Ilze Wolff, Partnerin des Büros Wolff Architects in Kapstadt, die Szenografie. Der Musiker Neo Muyanga kuratiert die Soundstationen.
«The music, to me, is really an absolute entry point, knowing the discourse and the complexity, and also knowing the political statement that Kunstmuseum Basel expresses with this exhibition.»
Maja Wismer
Eine Zeitachse kontextualisiert die Entstehung der ausgestellten Werke und ein für das Kunstmuseum Basel adaptierter Audioguide liefert Hintergrundgeschichten zu den Werken.
Das ausstellungsbegleitende Programm bringt durch Musik, Literatur, Workshops, Führungen, Panels und akademische Veranstaltungen verschiedene Schwarze Stimmen zur Geltung.
Die Ausstellung «When We See Us» wird noch bis am 24. Oktober 2024 im Kunstmuseum Basel | Gegenwart gezeigt.