Podcast-Folge 2
In der zweiten Folge sprechen die beiden Hosts mit den Kuratorinnen Dr. Sandra Beate Reimann und Dr. Lauren Elizabeth Hanson über die Ausstellung «Otto Piene. Wege zum Paradies» im Museum Tinguely.
Technische Realisation: Tonton GmbH
Postproduktion: Martina Weber und Jochen Dreier
Darum geht es in dieser Folge
Das Museum Tinguely zeigt noch bis am 12. Mai 2024 die Ausstellung «Otto Piene. Wege zum Paradies». Thematisch strukturiert zeichnet die monografische Ausstellung die Vision des Künstlers entlang der wichtigsten Projekte und Werkserien seines Œuvres nach.
Otto Piene (1928–2014) verfolgte mit seiner Kunst hochgesteckte Ziele. Nicht nur erweiterte er seinen künstlerischen Schaffensbereich mit schwebender Sky Art und medialen Projektionen buchstäblich bis in den Himmel, auch sollten seine Werke einen Beitrag zu einer harmonischeren, friedlicheren und nachhaltigeren Welt leisten.
«Ja, ich träume von einer besseren Welt.
Sollte ich von einer schlechteren träumen?»
Otto Piene
Für die Ausstellung haben die beiden Kuratorinnen Dr. Sandra Beate Reimann und Dr. Lauren Elizabeth Hanson ganze 73 Skizzenbücher recherchiert, die Otto Piene von 1935 bis 2014 geführt hat. Erstmals wurden alle 9000 Seiten digitalisiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Skizzenbücher sind ein zentraler Bestandteil der Ausstellung und finden sich praktisch in jedem Raum. Sie eröffnen neue Blickwinkel auf die Werke von Otto Piene, da sie eine Vielzahl von Beobachtungen des Künstlers beinhalten. Die Zeichnungen in seinen Skizzenbüchern spielen mit Licht und Dunkelheit, mit Bewegung und optischer Wahrnehmung. Es lassen sich darin spezifische Zeichnungen genauso finden wie abstrakte.
Die Ausstellung «Otto Piene. Wege zum Paradies» zeigt das breite Spektrum der Werke des Künstlers in abwechslungsreich aufgebauten Räumen. Sein vielfältiges Schaffen reicht von kleinen Skizzen über Rasterbilder und Rauchzeichnungen bis hin zu raumfüllenden Installationen mit übergrossen Fischen und Anemonen, sogenannte «Inflatables». Mit seinem Interesse an der Verbindung von Kunst und Technik entwickelte sich Otto Piene zum Pionier der Medienkunst.
«Otto Piene hat viele Generationen von Medienkünstler*innen geprägt.»
Dr. Sandra Beate Reimann
Erste Bekanntheit erlangte Otto Piene 1958 zusammen mit Heinz Mack als Mitgründer der Künstlergruppe ZERO in Düsseldorf. Gegenüber dem Dunkel des Krieges stand die ZERO-Bewegung für einen Bruch mit allem und einen Neuanfang der Kunst.
Otto Piene, der den Zweiten Weltkrieg in Deutschland als Kindersoldat miterlebt hat, wollte den Himmel mit seiner Kunst in etwas Hoffnungsvolles verwandeln. Der Himmel sollte kein Ort sein, der an den Krieg erinnert. Auch andere Künstler seiner Zeit zeigten sich optimistisch und glaubten an das Potenzial der Kunst. Einer davon war kein Geringerer als Jean Tinguely, der mit Otto Piene befreundet, und ebenfalls Teil der ZERO-Bewegung war.
«Otto Piene ist nach dem Krieg an die Elbe gegangen und hat geschaut, wie sich das Sonnenlicht auf dem Wasser spiegelt – und er war so beeindruckt von dieser Schönheit, und vom in den Himmel schauen, das nichts Dramatisches war, sondern etwas Hoffnungsvolles.»
Dr. Lauren Elizabeth Hanson
Otto Piene widmete sich der Schaffung von Kunst für die Gemeinschaft, wobei er Kunst als ein Ereignis im öffentlichen Raum betrachtete. Sein Ziel war es, ein breites Publikum zu erreichen. Dies gelang ihm 1968, als er als erster Künstler überhaupt ein Kunstwerk speziell für das Fernsehen schuf.
Otto Piene starb am 17. Juni 2014 auf dem Weg zu Vorbereitungen für einen Sky-Event, der auf dem Dach der Neuen Nationalgalerie in Berlin im Rahmen der Retrospektive «More Sky» stattfand.
Die Ausstellung «Otto Piene. Wege zum Paradies» wird noch bis am 12. Mai 2024 im Museum Tinguely gezeigt.