
Claudia Comte – Der Klang der Natur
Valérie Ziegler, nuage
«Lightning Symphony ist buchstäblich von Musik geprägt», erzählt die Künstlerin Claudia Comte. «Die Form der Skulptur basiert auf zwei sich überlagernden Schallwellen, die von mehreren ikonischen Songs inspiriert wurden.» Sie schafft somit eine Passage auf dem Messeplatz, durch die man gehen kann, um den Rhythmus nicht nur zu beobachten, sondern auch, um in ihn einzutauchen.
«Für mich geht es in der Musik um Bewegung und emotionale Resonanz. Mit dieser Installation kann ich dem eine Form geben.» Claudia Comte
Es ist das erste Mal, dass die 41-Jährige mit aufblasbarem Material gearbeitet hat: «Ich wollte etwas Spielerisches, Unmittelbares erkunden.» Die pulsierenden LED-Lichter reagieren auf die Idee der musikalischen Energie – ähnlich wie eine Lichtshow bei einem Konzert, jedoch skulptural. «Es ist eine Art temporäres Monument des Klangs und der Feier; eine Widerspiegelung des Geistes von Eurovision.»

Lightning Symphony der Künstlerin Claudia Comte © Maris Mezulis


© Maris Mezulis

© Maris Mezulis

© Maris Mezulis
Sie selbst freut sich sehr auf den Eurovision Song Contest 2025: «Es ist aufregend zu spüren, wie die Stadt mit neuer Energie, neuem Rhythmus und Menschen aus ganz Europa zum Leben erwacht», schwärmt sie, «Gleichzeitig ist es auch eine Erinnerung daran, wie Musik und Kunst Momente der Zusammengehörigkeit schaffen können.»
Wenn Claudia arbeitet, lässt sie sich gerne von Melodien und den Geräuschen der Natur inspirieren. «Meine Arbeit hat ihren eigenen Rhythmus. Der Klang hilft mir dabei, diesen festzumachen.»
Einen bestimmten Lieblingssong hat sie nicht. «Das ändert sich ständig! Aber ohne die Energie von elektronischer Musik wie The Sky Was Pink (Holden Remix) von Nathan Fake und die Klarheit von klassischer Musik wie in Bilder einer Ausstellung von Mussorgski will ich nicht mehr sein.»
Eins mit den Elementen
Claudia Comte lebt zwar in Basel, ist aber am Fusse des Juras aufgewachsen, umgeben von Wäldern, Flüssen und Felsen. «Damals betrachtete ich das nicht als Kunst, aber das Eintauchen in die Natur lehrte mich etwas über Formen, Zyklen und Geduld.» Im Laufe der Jahre hat sie die Schönheit der Natur immer mehr erkannt und zu schätzen gelernt. Auch für ihre Kunst. «Ich lasse mich immer mehr von ihr inspirieren. Von ihren Systemen, ihrer Logik, ihrer Unvorhersehbarkeit.»
Persönlich sehnt sie sich nach Orten, wo sie sich klein fühlen kann: «nach Wäldern, Ozeanen und Wüsten. Ich liebe es, mit allen Elementen eins zu werden und sie in Bewegung zu erleben.»
Das tut sie auch bei sich zuhause: Mit ihrem Partner, dem Kurator Samuel Leuenberger, und den zwei Kindern wohnt Claudia Comte im Grünen vor den Toren Basels. Haus und Atelier sind nach den Prinzipien der Permakultur und der Nachhaltigkeit gestaltet. Umgeben von Natur, Solarenergie und einem Lebensrhythmus, der den Jahreszeiten folgt, verbringt Claudia ihre Freizeit gerne damit, mit ihren Kids den Garten zu erkunden und gemeinsam zu spielen.
«Diese Umgebung gibt mir den Raum, zu denken, zu gestalten und bewusster mit der Umwelt zu leben.» Claudia Comte
Der beste Ratschlag, den sie je gekriegt hat: «Zuhören – den Materialien, der Natur, dem eigenen Instinkt. Zuhören, um verstehen zu können.»
Ihr Zuhause ist auch der Ort, wo sie sich am meisten mit Kunst verbunden fühlt. Hier liegt ihre Inspirationsquelle. Und im Naturhistorischen Museum: «Ich liebe es, mit meiner Familie das Mammut zu besuchen. So majestätisch und still es auch ist, in der Vorstellung bleibt es voller Bewegung. Wenn ich diese Erfahrung mit meinen Kindern teile, fühlt es sich an wie eine Erinnerung daran, dass wir Teil von etwas sind, das viel älter und grösser ist als wir selbst.»

Claudia Comte © Maris Mezulis
Vergängliche Ewigkeit
Es erstaunt nicht wirklich, dass Claudia viel mit ihren Händen erschafft – egal, ob es sich um Holz, Farbe oder Ton handelt. «Die haptische Arbeit verbindet mich mit dem Material und seiner Geschichte. Es fasziniert mich immer wieder, verschiedene Disziplinen zu erforschen und Unerwartetes zu kombinieren.»
Sie möchte Werke schaffen, die das Bewusstsein für das fragile Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur schärfen.
«Der Klimawandel ist die grösste Herausforderung, mit der wir konfrontiert sind. Kunst kann dabei helfen, die Wahrnehmung zu verändern; sie kann die Dringlichkeit dieser Realität unterstreichen und sie mit vielen Menschen teilen.» Claudia Comte
Sie selbst fühlt sich sowohl von temporären als auch ewigen Kunstwerken sehr angezogen. «Temporäre Werke sind von Natur aus flüchtig. Das hat etwas Aufregendes und Poetisches an sich. Sie reagieren auf einen bestimmten Moment und einen bestimmten Ort, bevor sie wieder verschwinden.» Ihr Werk Structure of Life hingegen, dem Sie auf dem Novartis Campus begegnen, ist dauerhaft.

Structure of Life, Novartis Campus © Schweiz Tourismus
Das Wandgemälde ist über 56 Meter hoch und weist eine Art Doppelhelix-Muster auf, das sich über die Fassade des Gebäudes bewegt. «Für mich ist es bedeutungsvoll, an einem Ort zu leben, an dem ein von mir geschaffenes Werk Teil des Alltags wurde. Zu wissen, dass es dort bleiben wird und sich langsam zum Herzschlag der Stadt entwickelt, weckt in mir ein Gefühl der Verantwortung», so Claudia, «Was bedeutet es wirklich, eine Spur zu hinterlassen?»
Genau wie Architektur prägt Kunst unsere Wahrnehmung. «Wenn Kunst und Architektur harmonisch zusammenwirken, können sie einen Ort komplett verändern und damit auch die Art und Weise, wie wir uns an ihm fühlen.»
Kunst spricht in Comtes Wahrnehmung also etwas an, das über die Sprache hinausgeht. «Sie lädt zum Fühlen, Hinterfragen und Vorstellen ein. Und zwar uns alle. Der Eurovision Song Contest ist ein schönes Beispiel dafür. Auch wenn die Besuchenden verschiedene Sprachen sprechen, erleben sie den Messeplatz doch gemeinsam.»
Kooperation mit Basel Happens
Sie möchten weitere spannende Persönlichkeiten Basels kennenlernen? Auf dem Instagram-Kanal «Basel Happens» stellt unsere Journalistin Valérie Ziegler seit 2017 gemeinsam mit dem Basler Fotografen Oz J Tabib ihr Lieblingsbasel vor. Entdecken Sie inspirierende und individuelle Orte, Charaktere und Projekte!