Matisse –  
Einladung zur Reise

«This is Basel» – der Kunst- und Architekturpodcast mit Selma & Sophie.
In der achten Folge sprechen die beiden Hosts mit Dr. Raphaël Bouvier, Kunsthistoriker und Senior Curator, über die neue Museumsausstellung «Matisse – Einladung zur Reise» in der Fondation Beyeler.

Technische Realisation: Tonton GmbH
Postproduktion: Martina Weber und Jochen Dreier

Matisse Fondation Beyeler

Sophie (l.) und Selma mit Dr. Raphaël Bouvier, Senior Curator der Fondation Beyeler in Riehen

«Matisse ist einer der wichtigsten und einflussreichsten Künstler der Moderne.»

Dr. Raphaël Bouvier, Fondation Beyeler

Die Fondation Beyeler zeigt seit dem 22. September 2024 und noch bis am 26. Januar 2025 die erste Henri-Matisse-Retrospektive in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum seit fast 20 Jahren. Henri Matisse zählt zu den wichtigsten Künstlern der Moderne. Sein wegweisendes Werk hat nicht nur seine Epoche, sondern auch viele nachfolgende Künstlergenerationen nachhaltig beeinflusst. Durch die Loslösung der Farbe vom Motiv und die Reduktion der Formen stellte er die Malerei auf eine neue Grundlage und brachte eine bis dahin unbekannte Leichtigkeit in die Kunst. 

Eine Reise durch die Schaffensperioden von Matisse

Die Ausstellung nimmt Charles Baudelaires berühmtes Gedicht «Einladung zur Reise» als Ausgangspunkt. Darauf basierend lädt die Ausstellung zu einer Reise durch das einzigartige Schaffen von Matisse ein, das selbst von zahlreichen Reisen geprägt war. Die künstlerische Suche nach dem idealen Licht trieb Henri Matisse immer wieder zu neuen Reisen an. Aufgewachsen im Norden Frankreichs, fand er dieses Licht zunächst im mediterranen Süden des Landes, bevor er es in Italien, Spanien und Nordafrika weiter erforschte. Es folgte eine Reise, die in New York begann und ihn quer durch die USA bis in die Südsee führte.

«Die Reisen sind Inspirationsquellen. Das können Landschaften, Objekte, Menschen, Situationen und eben vor allem das Licht und die Farben sein.»

Dr. Raphaël Bouvier, Fondation Beyeler

Auf seinen zahlreichen Reisen in Europa und darüber hinaus, insbesondere nach Russland, entdeckte Matisse für ihn neue Landschaften, Kulturen und künstlerische Traditionen, die er in sein eigenes Werk einfliessen liess. Diese Reisen und die damit verbundenen Erfahrungen mit Licht spielten eine zentrale Rolle in seiner künstlerischen Entwicklung, von seinen revolutionären fauvistischen Anfängen bis hin zu den ikonischen späten Scherenschnitten.

Ein bahnbrechendes Werk

Die Ausstellung präsentiert über 70 Hauptwerke aus renommierten europäischen und amerikanischen Museen sowie Privatsammlungen und beleuchtet die Entwicklung und Vielfalt im wegweisenden Werk des Künstlers. Sie beginnt mit dem Frühwerk um 1900, führt weiter zu den revolutionären Gemälden des Fauvismus und den experimentellen Werken der 1910er-Jahre, geht über zu den sinnlichen Bildern der Nizza-Periode und der 1930er-Jahre, und erreicht schliesslich ihren Höhepunkt in den legendären Scherenschnitten des Spätwerks aus den 1940er- und 1950er-Jahren.

«Es war mir ein Anliegen, dass man einen Überblick über die Entwicklung von Matisse erhält. Es ist etwas sehr Besonderes, und fast schon Einzigartiges, dass sich Matisse von Anfang bis zum Schluss immer wieder neu erfunden hat.»

Dr. Raphaël Bouvier, Fondation Beyeler

In einem eigens für die Ausstellung konzipierten Multimediaraum werden die Reisen von Matisse anhand von historischen Fotografien und animierten Wandgemälden lebendig. Darüber hinaus geben Fotos und Filme Einblicke in seine Ateliers und den Entstehungsprozess seiner Werke.

Ein Kulturreisender

Die von Raphaël Bouvier kuratierte Ausstellung versammelt ikonische Werke sowie selten gezeigte Bilder aus renommierten Museen und Privatsammlungen. Besonders fasziniert Bouvier dabei das Werk «Baigneuses à la tortue (Badende mit Schildkröte)».

Henri Matisse, Baigneuses à la tortue (Badende mit Schildkröte), 1907–08 © Succession H. Matisse / 2024, ProLitteris, Zurich

Dieses grossformatige Gemälde entstand nach Matisse' Reise nach Norditalien. In Padua begegnete er den berühmten spätmittelalterlichen Fresken von Giotto, die ihn tief beeindruckten und sein Werk nachhaltig beeinflussten. Zurück in seinem Atelier in Frankreich verarbeitete er diese Eindrücke. 

Auch Paul Cézannes Gemälde «Die grossen Badenden» diente als Inspiration für «Baigneuses à la tortue» und spiegelt die europäische Prägung wider. Gleichzeitig ist der bedeutende Einfluss afrikanischer Skulpturen spürbar. Diese multikulturelle Ausrichtung, der Bezug zu verschiedenen Bildtraditionen und Kulturen, ist in diesem Werk besonders deutlich erkennbar. 

Das Gemälde «Baigneuses à la tortue» hat selbst eine lange Reise hinter sich. Das Werk, das normalerweise in St. Louis, Missouri, ausgestellt ist, wird noch bis zum 26. Januar 2025 in Basel zu sehen sein, bevor es wieder seine Rückreise antritt.

Die Fondation Beyeler

Das Stifterehepaar Ernst und Hildy Beyeler hatte eine klare Vorstellung: Die Fondation Beyeler sollte ein offenes und lebendiges Museum werden, das ein breites Publikum für Kunst begeistern kann. Ein Museum, das neben kultureller Bildung auch zwischenmenschliche Begegnungen fördert. Heute ist die Fondation Beyeler in Riehen eines der meistbesuchten Kunstmuseen der Schweiz und gilt als eines der schönsten weltweit. Das Museum ist international bekannt für seine hochkarätigen Ausstellungen, seine bedeutende Sammlung der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst sowie sein ambitioniertes Veranstaltungsprogramm. 

Das von Renzo Piano entworfene Museumsgebäude ist idyllisch in einem Park mit altem Baumbestand und Seerosenteichen gelegen. Die Lage inmitten eines Naherholungsgebietes mit Aussicht auf Kornfelder, weidende Kühe und Rebberge an den Ausläufern des Schwarzwaldes ist einzigartig. 

Die Fondation Beyeler realisiert im angrenzenden Park mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor einen Museumsneubau und verstärkt so die harmonische Verbindung von Kunst, Architektur und Natur.

Weitere Folgen

Art Basel: Hinter den Kulissen

Für die fünfte Folge des Podcasts «This is Basel» haben sich Selma und Sophie mit Maike Cruse, der Direktorin der Art Basel, getroffen. Wir erfahren, wie sich die Kunstmesse über die Zeit verändert hat, was die diesjährigen Highlights sind und welche Änderungen für die Zukunft geplant sind.

Folge 5 hören

When We See Us

In der sechsten Folge (auf Englisch) sprechen Selma und Sophie mit den Kuratorinnen Koyo Kouoh und Tandazani Dhlakama sowie der Leiterin des Kunstmuseums Basel | Gegenwart Maja Wismer über die Ausstellung «When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei».

Folge 6 hören

Vor aller Augen

In der siebten Folge sprechen die beiden Hosts mit Dr. Anna Schmid und Dr. Beatrice Voirol über die Herkunft von Objekten und die Projektreihe «Vor aller Augen» im Museum der Kulturen Basel.

Folge 7 hören