Vor aller Augen
In der siebten Folge sprechen die beiden Hosts mit Dr. Anna Schmid und Dr. Beatrice Voirol über Provenienzforschung und die Projektreihe «Vor aller Augen» im Museum der Kulturen Basel.
Technische Realisation: Tonton GmbH
Postproduktion: Martina Weber und Jochen Dreier
Offenheit gegenüber anderen Weltsichten ist für das Museum der Kulturen Basel selbstverständlich. Zunehmend setzt sich aber auch die Erkenntnis durch, dass die Gesellschaften der Herkunftsländer mitbestimmen können müssen, was mit ihren Objekten im Museum geschieht.
Dr. Anna Schmid, seit 2006 Direktorin des Museums, und Dr. Beatrice Voirol, Leiterin der Abteilung Ozeanien und Kuratorin, erzählen im Podcast, was es mit dem Projekt «Vor aller Augen» auf sich hat.
Die Projektreihe «Vor aller Augen»
In der Projektreihe «Vor aller Augen» können Besucher*innen live mitverfolgen, wie und woran im Museum der Kulturen Basel aktuell geforscht wird.
«Vor die Augen der Öffentlichkeit zu treten ist aufregend, da es unsere Arbeit sichtbar macht, die sonst sehr im Unbekannten stattfindet.»
Dr. Beatrice Voirol
Von besonderer Bedeutung ist dabei die Provenienzforschung, die klärt, wem die Objekte in den Sammlungen gehören. Forschende, Restaurator*innen, Fotograf*innen und andere Mitarbeitende arbeiten im Hedi Keller-Saal und suchen aktiv den Dialog mit den Besucher*innen. Zudem können verschiedenste Dokumente eingesehen werden, die einen vertieften Einblick in die Forschungsarbeit ermöglichen – von Briefen und Karteikarten über Tagebücher, Verträge und Gesuche bis hin zu Messungen, Mediendossiers und Publikationen. An die Wand projizierte Fotos geben zusätzliche Einblicke.
Mit dieser Projektreihe zeigt das MKB auch, dass es das neue Museumsverständnis, das der Internationale Museumsrat ICOM kürzlich definiert hat, verinnerlicht hat: Das MKB ist ein «Caretaker», der sich um die ihm anvertrauten Dinge kümmert und ermöglicht, was immer mit ihnen geschehen soll – von Leihverfahren und Zirkulation bis hin zur Restitution ist alles möglich.
Zur Projektreihe «Vor aller Augen» gehören die beiden Projekte «Dambana, Sri Lanka» und «Hiva Oa, Französisch-Polynesien».
Projekt «Dambana, Sri Lanka»
Im Jahr 2022 stellten Veddah-Gemeinschaften zwei Anträge auf Rückgabe von 47 Objekten nach Dambana, die einst vom Forscherpaar Fritz und Paul Sarasin gesammelt worden waren. Die Gesuche führten zu umfangreichen Herkunftsrecherchen, Gesprächen und einer Forschungsreise nach Sri Lanka. Provenienzforscher*innen und Restaurator*innen arbeiteten im Museum der Kulturen Basel «vor aller Augen» und beantworteten bis zum 31. Mai 2024 persönlich alle gestellten Fragen zur Rückführung der Objekte. Ende Mai traten die Objekte schliesslich ihre Heimreise nach Sri Lanka an.
«Rückführung bedeutet nicht das Ende von etwas, sondern die Weiterführung oder der Neubeginn.»
Dr. Anna Schmid
Projekt «Hiva Oa, Französisch-Polynesien»
30 Objekte aus Hiva Oa sollen in einer Ausstellung auf der Pazifikinsel der Bevölkerung gezeigt werden. 1932 reisten die Basler Lucas Staehelin und Theo Meier auf die Marquesas-Insel Hiva Oa, um eine Sammlung aufzubauen. Objekte aus dieser Sammlung gelangten in das Museum der Kulturen Basel. In Zusammenarbeit mit dem MKB soll nun mit Leihgaben eine Ausstellung in Hiva Oa realisiert werden. Die laufenden Forschungsarbeiten zu diesem Projekt können im Museum live mitverfolgt werden. Mitarbeitende sind zu den Öffnungszeiten durchgehend vor Ort und freuen sich auf den Austausch mit den Besucher*innen.
Das Projekt «Hiva Oa» wird bis zum 21. Juli 2024 im Museum der Kulturen Basel zu sehen sein.
Das Museum der Kulturen
Das Museum der Kulturen Basel (MKB) ist eines der bedeutendsten ethnologischen Museen Europas und das grösste seiner Art in der Schweiz. Mit einer Sammlung von über 340 000 Objekten, rund 300 000 Fotografien sowie 400 Filmen und Tonaufnahmen geniesst es internationales Ansehen. Das MKB widmet sich dem Sammeln, Bewahren und Erforschen von Objekten aus aller Welt. Durch Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen vermittelt es Wissen und fördert das Verständnis für unterschiedliche Kulturen, indem es Gegenwarts- und Alltagsthemen aufgreift und kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigt.