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Konzert
Swiss Orchestra: Spurensuche Schweizer Sinfonik
Mit gleich zwei Cellokonzerten ist die Solistin Raphaela Gromes in Andermatt zu erleben. Ausserdem auf dem Programm: die wiederbelebte 1. Sinfonie des Luzerner Klassikers Schnyder von Wartensee.
Veranstaltungsdetails
Nachdem er sich in den Jahren davor mehrheitlich in Leipzig und Dresden aufhielt, übersiedelte Robert Schumann 1850 gemeinsam mit seiner Ehefrau Clara in den Westen Deutschlands und übernahm das Amt des städtischen Musikdirektors in Düsseldorf. Dort folgte eine seiner produktivsten Schaffensphasen, bevor er sich 1854 aus Verzweiflung – Schumann hatte immer wieder depressive Lebensphasen – in den Rhein stürzte und in der Folge sein Dasein in einer Heilanstalt in Bonn fristete. Die Ouvertüre «Hermann und Dorothea» in h-Moll op. 136 zum gleichnamigen Versepos von Johann Wolfgang von Goethe entstand 1851, wurde allerdings erst sechs Jahre später, einige Monate nach Schumanns Tod im Juli 1856, uraufgeführt. Das Werk ist geprägt vom Geist der Revolution: Zwei Jahre nach den grossen Aufständen in Dresden geschrieben – Schumann lebte damals dort, beteiligte sich aber, anders als Richard Wagner, nur zurückhaltend –, wird in Goethes Dichtung eine Liebesbeziehung zur Zeit der französischen Revolution geschildert.
Ebenfalls in revolutionären Zeiten geschrieben wurde das Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 33 von Camille Saint-Saëns. Unter dem Eindruck des eben zu Ende gegangenen Deutsch-Französischen Kriegs fällt es in eine politisch wie auch musikhistorisch turbulente Phase, in der sich der französische Komponist als einer der treibenden Kräfte für die Stärkung der nationalen Musikkultur einsetzte. 1871 gründete er zusammen mit César Franck die Société Nationale de Musique – mit dem Ziel, zeitgenössische Instrumentalmusik französischer Komponisten öffentlich aufzuführen. Nur wenige Monate nach deren erstem Konzertanlass schrieb Saint-Saëns sein Cellokonzert Nr. 1, das schliesslich im Januar 1873 im Pariser Conservatoire mit dem Cellisten Auguste Tolbecque uraufgeführt wurde.
Musikalisch innovativ war auch die französische Pianistin und Komponistin Marie Jaëll. Sie war in Paris Schülerin von Saint-Saëns, der sie sehr schätzte und ihr sein 1. Klavierkonzert sowie seine «Étude en forme de valse» widmete. Jaëll war nicht nur eine gefragte und hochbegabte Pianistin, sondern engagierte sich auch musikpädagogisch, indem sie mehrere medizinisch begleitete Studien zur Physiologie des Klavierspielens publizierte und so massgeblich zu einer Verbesserung der Handbewegungsökonomie beitrug. In ihrem Cellokonzert, das bei den Konzerten direkt im Anschluss an Saint-Saëns erklingen wird, verarbeitete sie als eine der ersten europäischen Komponist*innen der Romantik Eindrücke aus der Neuen Welt. Das Werk erinnert, insbesondere im ersten Satz, deshalb auch oft an die berühmte, ein Jahrzehnt später entstandene 9. Sinfonie von Antonín Dvořák – ob diese durch Jaëlls Cellokonzert beeinflusst wurde, ist nicht gesichert, aufgrund der ähnlichen Klanglandschaften aber nicht unwahrscheinlich.
Nach diesen drei, aus unterschiedlichen Gründen bahnbrechenden Werken folgt im Programm der Tour #7 «Spurensuche Schweizer Sinfonik» eine längst überfällige musikalische Wiederbelebung: Die 1. Sinfonie in A-Dur des Schweizer Komponisten Franz Xaver Schnyder von Wartensee wird wohl zum ersten Mal seit dessen Lebzeiten wieder in voller Länge aufgeführt. Dafür wird das originale Notenmanuskript eigens für dieses Konzert-Programm ediert und modernes Aufführungsmaterial angefertigt. Schnyder von Wartensees erste von insgesamt vier Sinfonien entstand über einen Zeitraum von knapp zehn Jahren und wurde 1822 in Frankfurt am Main uraufgeführt, wo der 1786 geborene Luzerner grosse Teile seines Lebens verbrachte. Ursprünglich hatte Schnyder von Wartensee in seiner Heimatstadt – über die Robert Schumann anlässlich seiner Schweizreise sagte, dass sie «ein freundliches italiänisches Städtchen» mit «sehr todten Gassen» am Fusse des «mürrischen Pilatus» sei – eine Beamtenlaufbahn begonnen. Diese brach er jedoch schon bald ab und widmete sich fortan der Musik. 1808 war er massgeblich an der Gründung der Schweizerischen Musikgesellschaft beteiligt.
Programm:
Robert Schumann (1810–1856)
Ouvertüre «Hermann und Dorothea» in h-Moll op. 136
Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33
Marie Jaëll (1846–1925)
Concerto pour Violoncelle et Orchestre en fa majeur
Franz Xaver Schnyder von Wartensee (1786 Luzern – 1868)
Sinfonie Nr. 1 A-Dur
Ebenfalls in revolutionären Zeiten geschrieben wurde das Konzert für Violoncello und Orchester in a-Moll op. 33 von Camille Saint-Saëns. Unter dem Eindruck des eben zu Ende gegangenen Deutsch-Französischen Kriegs fällt es in eine politisch wie auch musikhistorisch turbulente Phase, in der sich der französische Komponist als einer der treibenden Kräfte für die Stärkung der nationalen Musikkultur einsetzte. 1871 gründete er zusammen mit César Franck die Société Nationale de Musique – mit dem Ziel, zeitgenössische Instrumentalmusik französischer Komponisten öffentlich aufzuführen. Nur wenige Monate nach deren erstem Konzertanlass schrieb Saint-Saëns sein Cellokonzert Nr. 1, das schliesslich im Januar 1873 im Pariser Conservatoire mit dem Cellisten Auguste Tolbecque uraufgeführt wurde.
Musikalisch innovativ war auch die französische Pianistin und Komponistin Marie Jaëll. Sie war in Paris Schülerin von Saint-Saëns, der sie sehr schätzte und ihr sein 1. Klavierkonzert sowie seine «Étude en forme de valse» widmete. Jaëll war nicht nur eine gefragte und hochbegabte Pianistin, sondern engagierte sich auch musikpädagogisch, indem sie mehrere medizinisch begleitete Studien zur Physiologie des Klavierspielens publizierte und so massgeblich zu einer Verbesserung der Handbewegungsökonomie beitrug. In ihrem Cellokonzert, das bei den Konzerten direkt im Anschluss an Saint-Saëns erklingen wird, verarbeitete sie als eine der ersten europäischen Komponist*innen der Romantik Eindrücke aus der Neuen Welt. Das Werk erinnert, insbesondere im ersten Satz, deshalb auch oft an die berühmte, ein Jahrzehnt später entstandene 9. Sinfonie von Antonín Dvořák – ob diese durch Jaëlls Cellokonzert beeinflusst wurde, ist nicht gesichert, aufgrund der ähnlichen Klanglandschaften aber nicht unwahrscheinlich.
Nach diesen drei, aus unterschiedlichen Gründen bahnbrechenden Werken folgt im Programm der Tour #7 «Spurensuche Schweizer Sinfonik» eine längst überfällige musikalische Wiederbelebung: Die 1. Sinfonie in A-Dur des Schweizer Komponisten Franz Xaver Schnyder von Wartensee wird wohl zum ersten Mal seit dessen Lebzeiten wieder in voller Länge aufgeführt. Dafür wird das originale Notenmanuskript eigens für dieses Konzert-Programm ediert und modernes Aufführungsmaterial angefertigt. Schnyder von Wartensees erste von insgesamt vier Sinfonien entstand über einen Zeitraum von knapp zehn Jahren und wurde 1822 in Frankfurt am Main uraufgeführt, wo der 1786 geborene Luzerner grosse Teile seines Lebens verbrachte. Ursprünglich hatte Schnyder von Wartensee in seiner Heimatstadt – über die Robert Schumann anlässlich seiner Schweizreise sagte, dass sie «ein freundliches italiänisches Städtchen» mit «sehr todten Gassen» am Fusse des «mürrischen Pilatus» sei – eine Beamtenlaufbahn begonnen. Diese brach er jedoch schon bald ab und widmete sich fortan der Musik. 1808 war er massgeblich an der Gründung der Schweizerischen Musikgesellschaft beteiligt.
Programm:
Robert Schumann (1810–1856)
Ouvertüre «Hermann und Dorothea» in h-Moll op. 136
Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33
Marie Jaëll (1846–1925)
Concerto pour Violoncelle et Orchestre en fa majeur
Franz Xaver Schnyder von Wartensee (1786 Luzern – 1868)
Sinfonie Nr. 1 A-Dur
Weitere Informationen
swissorchestra.ch/spurensuche-schweizer-sinfonik/
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