Roy Bula – Seine einzige Droge ist die Musik

Wenn er in eine andere Zeit reisen könnte, dann zu Woodstock. Oder zu den Italo-Discos in den 80er-Jahren: Roy Bula liebt Musik und das Nachtleben. Als erster Nachtmanager der Schweiz ist er unter anderem dafür zuständig, die lokale Clubszene zu stärken.

Er arbeitet für die Nacht und liebt es genauso, jeden Tag aufs Neue zu leben: Roy Bula, der erste Nachtmanager der Schweiz, ist ein Geniesser durch und durch. Er liebt die Natur, Bewegung, Yoga, gutes Essen – und Musik. Doch was macht der Nachtmanager eigentlich? 

«Zu meinen Hauptaufgaben gehört es, die Interessen der Clubs zu vertreten, als Sprachrohr nach aussen zu agieren und somit die Clubkultur zu stärken.» Roy Bula

So veranstaltet er beispielsweise Workshops zu diversen Themen wie Bewusstsein im Nachtleben. Dazu gehört auch die mentale Gesundheit der Menschen, die in der Nacht arbeiten. «Die Branche ist noch immer sehr selbstausbeuterisch, da viele Leute ehrenamtlich fürs Nachtleben tätig sind», so der 40-Jährige. Entsprechend schnell könne die Achtsamkeit verloren gehen. «Es ist also keine Überraschung, dass sich Clubbesitzer tagsüber nicht noch den Kopf über potentielle Workshops zerbrechen mögen.» Und genau da springt Roy ein: «Mir ist es sehr wichtig, die Bedürfnisse der einzelnen Clubs anzuhören, darauf einzugehen und Arbeitsfelder vorzuschlagen.»

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© Nordstern & Deck57

Zu Roy’s Aufgaben gehört es ausserdem, Events zu organisieren. So fand am 31. Januar 2025 erstmals die Clubnacht Basel statt: Ein Ticket ermöglichte Zutritt in diverse Clubs. «Natürlich ging es insbesondere darum, dass man als Besucher*in aus seinem gewohnten Trott kam und möglichst niederschwellig Neues entdecken konnte.»

Vom Booking über die Maintenance bis zur Garderobe braucht es enorm viel Personal, um nur eine Nacht auf die Beine zu stellen. «Auch die Abendkasse ist eine Herausforderung für Clubbesitzer: Wenn du nicht weisst, wie viele Leute tatsächlich kommen, ist der Druck enorm hoch. Deshalb: Nutze den Vorverkauf – schliesslich sind es nur ein paar Klicks!», schmunzelt der passionierte Konzertbesucher.

Clubsterben?

Aber steht es denn wirklich so schlecht um die lokalen Clubs? «Ich hasse den Begriff Clubsterben. Der wurde in meinen Augen für die Medien erfunden – weil er reisserisch ist. Die aktuelle Zeit ist aber auf jeden Fall herausfordernd: Die Mieten steigen, die Gäste trinken immer weniger Alkohol. Gesellschaftlich gesehen ist das ein schöner Trend», er selbst trinkt aus gesundheitlichen Gründen kaum mehr, «Jedoch lässt sich nicht verheimlichen, dass Alkohol immer ein Posten war, der wortwörtlich einschenkte.» Hinzu kämen steigende Gagen von internationalen Acts mit renommierten Agenturen im Rücken.

Nicht gerade hilfreich ist zudem die Tatsache, dass junge Menschen eine immer geringere Aufmerksamkeitsspanne haben. 

«Es wird immer schwieriger, die Leute abzuholen. Social Media hat dazu geführt, dass du heute dermassen viele Inputs und Bilder liefern musst; gewisse Dinge können da gar nicht mehr auf- und wahrgenommen werden.» Roy Bula

Trotzdem glaubt Roy fest daran, dass es Musik, Kultur, Clubs und Konzertlocations immer brauchen wird. «Schliesslich geht es um ein gesellschaftliches Verlangen.» Entsprechend sieht er diese Entwicklung auch als Chance: «Die Clubs müssen sich vermehrt damit auseinandersetzen, wie sie ihr Publikum künftig abholen können.»

Selbst wenn Roy als Nachtmanager hauptsächlich tagsüber tätig ist, nicht nur auf Alkohol, Kaffee, Zucker und Tabak, sondern auch auf sonstige Drogen verzichtet, verpasst man in seinen Augen etwas, wenn man in Basel die Nacht verpennt. Wieso? «Weil du dann einen wesentlichen Austausch verschläfst! Es macht einfach etwas mit mir, wenn ich sehe, wieviel Liebe die Künstler*innen auf der Bühne oder an den Desks in ihre Arbeit stecken!»

Von Afro bis Drag

In ein paar Tagen liefert dir Basel weitere Gründe, zumindest während einer Woche gar nicht mehr zu schlafen: «Ich freue mich sehr darüber, dass ein derart grosses Event wie der Eurovision Song Contest in Basel stattfinden kann. In meinen Augen ist Basel prädestiniert dafür», so Roy.

«Basel ist eine extrem weltoffene und kulturelle Stadt – die Bevölkerung ist in meinen Augen enorm spannend; eine tolle Mischung aus internationalen, kunst- und kulturaffinen Leuten. Und dafür, dass die Stadt klein ist, hat sie auch in musikalischer Hinsicht enorm viel zu bieten.» Roy Bula

Ein paar ESC-Leckerbissen: The Taylor Experience am 11. Mai im Atlantis, The Super Gay ESC Party am 17. Mai im Viertel, oder Hakuna Shida, ein Afro Music Festival am 17. Mai im Parterre One. Sämtliche ESC-Veranstaltungen finden Sie unter den Veranstaltungshighlights.

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© Basel Tourismus

Roy selbst geht in seiner Freizeit am liebsten an Rockkonzerte. «Bei minutenlangen Gitarrenriffs in Kombination mit Schlagzeug gibt es für mich kein Halten mehr! Wenn ich diese Kraft spüre, muss ich einfach nach vorne zum Pogen», lacht er.
Und seine aktuellen Lieblingsacts aus der Region? «Malummi, Nomuel und Kollektive wie Somatic Rituals oder Okra Collective.»

«Die Livemusik ist unersetzlich»

Eine Ausbildung zum Nachtmanager gibt es nicht. Durch sein bisheriges Schaffen konnte Roy Bula allerdings ein schönes Päckchen dafür bilden. Aufgewachsen ist er im St. Galler Rheintal. Studiert hat er Publizistik, mit BWL und Marketing im Nebenfach. «Bereits während des Studiums habe ich in Bars gearbeitet, damals noch in Zürich. Die Gastro- und Clubkultur interessiert mich seit jeher. Dies vor allem aufgrund meiner Liebe zur Musik!»

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© Gannet, Xoff Pardey

Nach einem Praktikum bei einer Musikagentur, wo er fürs Management verschiedener Bands gearbeitet hat und unter anderem für die Kommunikation vom Swiss Music Awards zuständig war, folgte seine aufregende Zeit auf dem Holzpark Klybeck: «Hier im Gannet fing alles an.» Roy war hier Teil des Betreibervereins, Booker und Kommunikator. Und mit von der Partie, als das ehemalige Feuerschiff von England nach Basel geholt und zur Konzert-Venue umgebaut wurde. «Zwei Jahre hat das gedauert, und mega Spass gemacht!»

Wie er sich das Basler Nachtleben von 2055 vorstellt? «Ich kann und will mir gar nicht ausdenken, was es bis dann für technische Fortschritte geben wird. Bei all diesen Gedanken sehe ich unsere Gesellschaft aber trotzdem noch draussen. Auch in der Nacht. Denn am Ende geht es doch darum, ein Gemeinschaftsgefühl zu stillen», sinniert er, «Um ganz natürliche Instinkte wie Körperlichkeit und den gemeinschaftlichen Austausch. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Und ich habe grosse Hoffnung, dass dies immer so bleiben wird.» 

Eins ist für Roy auf jeden Fall sowas von klar: «Livemusik wird es immer geben!»

Ein Beitrag von Valérie Ziegler, nuage

Roy Bula

Roy Bula ist vom Basler Verein für Kultur und Gastronomie als Nachtmanager angestellt. Er arbeitet im Trio mit Sandro Bernasconi von der Abteilung Kultur Basel-Stadt und Claudia Jogschies, die im Rahmen des Musikbüro Basel für die Programmförderung der Clubs verantwortlich ist. Mit dem Fördermodell für die Club- und Nachtkultur leistet Basel Pionierarbeit.

kulturundgastro.ch

Kooperation mit Basel Happens

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